Maritime Wertpapiere (Grundlagen)
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Schon früh erkannte man in der Schifffahrt, dass
mit fast jedem Geschäft ein Risiko verbunden ist. Kriege, Unruhen,
Naturkatastrophen oder einfach menschliche Fehler: All dies führte
nicht selten dazu, dass Schiff, Mannschaft und Ladung verloren gingen
und die Eigner oft an den Rand des Ruins brachte. Was lag also näher,
als diese Risiken zu teilen?
Da der Transport zu Wasser das offensichtlichste Risiko darstellte,
wurden konsequenter Weise in dieser Sparte auch die ersten Ideen realisiert.
Folge war die Ausgabe von Schiffsanteilen (Parten) und vereinzelt
auch Aktien. Zwar ging natürlich die Zahl der Risiken dadurch nicht
zurück, aber egal ob Handels- oder Passagierschifffahrt, der Verlust
eines Schiffs ließ sich, wie man dann auch in der Praxis feststellte,
in der Gemeinschaft einfacher tragen. Besonders natürlich dann, wenn
die Gemeinschaft mehr als ein Schiff besaß. |
Von Parten zu Aktien
Diese Ausgangslage änderte sich jedoch mit Aufkommen des Versicherungswesens
und der beginnenden Industrialisierung. Nun entstand mit dem Beginn
des Stahlschiffbaus und den immer größer werdenden Schiffen ein neues
Problem. Die Kosten für die notwendigen Betriebsmittel und Betriebsflächen
wurden immer höher und auch die Materialkosten für Neubauten stiegen
ständig. Besonders die Werften, die bis dahin meist die notwendige
Vorfinanzierung der Baukosten übernommen hatten, gerieten nun in Bedrängnis.
Man mußte eine Lösung finden, diesen erhöhten Kapitalbedarf zu
decken. Funktionieren konnte das aber nur, wenn man nicht wie bei
den Schiffsanteilen das Risiko für ein Schiff oder eine Fahrt
minimierte. Die Unternehmen brauchten das Kapital langfristig und
das hieß, die Wertpapiere mußten leicht übertragbar sein, so dass
ein neuer Anteilseigner schnell gefunden werden konnte, wenn ein
Kapitalgeber sich zurück zog. So kam es, dass Aktien und Anleihen
immer mehr zu einem wichtigen Bestandteil der maritimen Wirtschaft
wurden. Diese Urkunden ließen sich leicht übertragen, ja manchmal
sogar an einer Börse handeln. Das war für viele Kapitalgeber, die
sich bis dahin von Beteiligungen an Werften und Reedereien fern
gehalten hatten, das Signal, sich an diesen Gesellschaften zu beteiligen
Auch "zur See":
Spezialisierung tut not
Die Aktiengesellschaft wurde in den folgenden Jahren eine der populärsten
Gesellschaftsformen und blieben es eigentlich bis heute. Wertpapiere
zum Anfassen sind jedoch im Zeitalter von elektronischen Börsen
und stücklosem Handel selten geworden. Schade eigentlich, wenn man
die Vielfalt der alten maritimen Wertpapiere betrachtet, die man
grundsätzlich in die drei Kategorien Werft, Reederei und Fischerei
einteilen kann.
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In jedem der drei Themenkreise kann
der Sammler seinen weiteren individuellen Interesse gerecht werden.
Nach Art des Wertpapiers, Region, Motiv oder Epoche das Sammelgebiet
noch einmal einzuschränken ist nicht nur möglich, sondern
sollte gerade am Beginn einer Sammlung unbedingt beachtet werden.
So läßt sich über die Jahre eine schöne und interessante
Sammlung aufbauen, die neben der Zeit- und Firmengeschichte, auch
die klassischen Aspekten des Sammelgebietes, nämlich das Schicksal
einzelner Schiffe und Personen beleuchtet, und Sammler wie Betrachter
gleich mehrfach begeistern wird.
Autor: Dieter
Engel |
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