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1. Kaiser-Keller Aktiengesellschaft

2. Tattersall am Kurfürstendamm - Aktiengesellschaft

 


1. Kaiser-Keller Aktiengesellschaft
Die Gesellschaft wurde am 08.04.1905 gegründet, mit Wirkung ab 01.01.1905 unter Übernahme der seit 1899 bestehenden "Kaiser-Keller, Kaiser-Hotel und Kaiser Kaffe Betriebsgesellschaft mbH". Großaktionär im Jahre 1943 war die Dresdner Bank mit ca. 97 % Aktienkapital.

Gegenstand des Unternehmens:
Verwaltung der Grundstücke in Berlin,
Jägerstraße 14, 15 und 16
Friedrichstraße 176 / 177, 178, 179 und
Taubenstraße 37, 38, 39, 40
sowie Betrieb der in diesen Grundstückenbefindlichen oder einzurichtenden Unternehmen, endlich der Erwerb und die Verwaltung anderer inländischer Grundstücke und der Betrieb der in solchen befindlichen oder einzurichtenden Unternehmungen. Die Gesellschaft darf sich an Unternehmen, deren Geschäftsbetrieb zu ihrem Gegenstande in Beziehung steht, in jeder Form beteiligen und alle Geschäfte abschließen, die zur Erreichung oder Förderung ihrer Zwecke angemessen erscheinen. Der Grundbesitz der Gesellschaft hatte 1943 eine Größe von 4.603 m².

Tätigkeitsgebiet: Die Gesellschaft betrieb auf den o.g. Grundstücken das Kaiser-Hotel mit 110 Zimmern, das Hotelrestaurant und das Weinrestaurant Kaiser-Keller und das Kaiser-Kaffee, die Schoppenweinstube Schifferhaus sowie das Tucherbräu im Kaiserkeller. Ferner hat die Gesellschaft in ihren Grundstücken verschiedene Läden und Geschäftsräume vermietet.

Im Jahre 1910 erwarb die Gesellschaft das an ihren Grundstückskomplex angrenzende Haus Jägerstraße 14 mit dem darin befindlichen altbekannten Bierrestaurant Stallmann´s Künstler-Klause, das durch Hinzunahme der Souterrainträume erweitert wurde. Hinzu kam später die im 1. Stock des Kaiser-Hotels befindliche Kaiser-Diele.

Infolge der durch den 1. Weltkrieg hervorgerufenen ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnisse erwiesen sich die Betriebe Weihenstephan-Palast und Kaiser-Keller in dem bisherigen Umfang nicht mehr als genügend gewinnbringend. Und wurden deshalb im Jahre 1921 zum Teil geschlossen; die Räumlichkeiten wurden zu Läden bzw. Büroräumen umgebaut und vermietet.

Im Jahre 1925 wurden das Kaiser-Hotel sowie sämtliche Restaurations- und Kaffeebetriebe modernisiert und neu ausgestattet. Die Mocca-Diele wurde durch Hinzunahme des Restaurants Weißer Saal auf das Doppelte vergrößert und erhielt den Namen Kaiser-Diele. Das Kaiser-Kaffe wurde in die Conditorei Mauxion umgewandelt; das Weihenstephan-Bräu wurde in neu geschaffenen Räumen in der Jägerstraße, in unmittelbarer Nähe der Friedrichstraße, wiedereröffnet.

1929 ging die Aktienmajorität aus den Händen eines Berliner Konsortiums an ein deutsch-schweizerisches Konsortium über. Neuerworben wurde das Haus Friedrichstraße 179 und Taubenstraße 37.

In den Jahren 1930/1931 wurde das Programm der Modernisierung und Renovierung, besonders des Kaiser-Hotels, fortgesetzt. Die Betriebe Weihenstephan-Bräu und Künstler-Klause Carl Stallmann wurden geschlossen.

Seit dem 01.02.1932 hat die Gesellschaft das Haus Gatow am See in Gatow an der Havel gepachtet. Die Anlagen dieses Betriebs wurden vergrößert und ein Strandbad eingerichtet. Der Pachtvertrag lief am 31.01.1935 aus, die Beteiligung erlosch zu diesem Zeitpunkt.

1933/1934 wurde ein neues Tucherbräulokal in den Räumen der Kaiser-Keller AG errichtet; die Tucher-Brauerei AG gewährte dafür ein größeres Darlehen. Die Eröffnung des Lokals erfolgte Anfang Oktober 1934. In den Räumen des Schifferhauses in der Taubenstraße wurde eine Schoppenweinstube eingerichtet.

Am 25.10.1935 beschloss die Hauptversammlung zur Deckung von Verlusten und zum Ausgleich von Wertminderungen eine Herabsetzung des Grundkapitals von 3,5 Mio. RM auf 500.00 RM in erleichterter Form durch Herabsetzung des Nennwertes der Aktien über je 700 RM auf 100 RM sowie die Teilauflösung des gesetzlichen Reservefonds in Höhe von 300.000 RM. Von seiten der Großgläubiger wurden Forderungsnachlässe in Höhe von 1,1 Mio. RM gewährt. Der sich aus dieser Sanierung ergebende Buchgewinn von zusammen 4,4 Mio. RM wurde mit 2 Mio. RM zur Deckung des Verlustes und mit 2,4 Mio. RM zu Sonderabschreibungen auf das Anlagevermögen verwandt.

In den Jahren 1935 bis 1937 wurden bereits wieder größere Ersatz- und Neuanschaffungen durchgeführt.

1939 wurde das bis dato an der Friedrichstraße geführte Cafe in moderne, neugeschaffene Räume an der Taubenstraße verlegt.

In den Jahren 1940/1941 wurden weitere Räume des Hauses für die Dauer des Krieges verpachtet, nachdem im Vorjahr die früheren Räume des Kaffees zu Läden ausgebaut und ebenfalls vermietet worden waren.

1951 Berliner Wertpapierbereinigung, die Firma wurde 1955 von Amts wegen gelöscht.

Die Gebäude wurden im 2. Weltkrieg teilweise beschädigt und zum Teil - insbesondere die Gebäude in der Jägerstraße und in der Tauberstraße - ganz zerstört. Auf dem Gelände wurde zu Zeiten der DDR das "Russische Haus" errichtet, eine Kultureinrichtung mit Kino sowie Wohnungen.
Autor: Wolfgang Lorenz

Quellen: Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften 1943
Dr. Busso Peuss Nachf., Auktionskataloge Reichsbankschatz 2003 + 2005

Emissionen: BKN: Auflage:   Suppes
2005/06:
 
05.1905 BKN 2003 Nr.1081
- 2.400 Stück
Aktien 1.000 Mark #10006 200,00 Euro
03.1911 BKN 2003 Nr. 1082
- 1.000 Stück
Aktien 1.000 Mark #10007 250,00 Euro
04.1920 BKN 2005 Nr. 3371
- 400 Stück
Aktien 1.000 Mark #10008 150,00 Euro
04.1920 BKN 2005 Nr. 3372
- 400 Stück
Vorzugs-
aktien
1.000 Mark #10009 190,00 Euro
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2. Tattersall am Kurfürstendamm - Aktiengesellschaft
Von dieser Aktie waren ursprünglich nur 6 Stück bekannt. Diese Stücke waren heiß begehrt und brachten 4-stellige Auktionserlöse ..... Das war einmal, denn im Dezember 1999 wurde in Den Haag ein Los mit 403 Gründeraktien versteigert, fast die gesamte ursprüngliche Auflage von insgesamt 415 Stücken. Weitere Emissionen dieser Gesellschaft sind nicht bekannt. Heute ist der Preis unter 400,00 Euro (Suppes) gerutscht.
Tattersall: Nach dem engl. Trainer Richard Tattersall, gest. 1795, der die erste Reitschule und Pferdebörse mit Wettbüro gründete. Ein gewerbliches Unternehmen, in dem auf Verleihpferden Unterricht erteilt wird, das Pferde in Pflege nimmt, kauft und verkauft (Brockhaus)

Die Gesellschaft:
Errichtet und gegründet wurde die Gesellschaft am 15.03. bzw. 26.03.1904.

Zweck war die Errichtung und der Betrieb von Reitbahnen, die Aufnahme fremder Pferde und Wagen, der Handel mit Pferden für eigene und fremde Rechnung.

Ab dem 01.07.1918 gab die Gesellschaft das Tattersall-Unternehmen auf, um sich fortan auf die Vermietung der auf dem Grundstück Kurfürstendamm 208 befindlichen Räumlichkeiten sowie des Wohnhauses Lietzenburger Straße 8a zu konzentrieren. Zur Arrondierung des Grundbesitzes wurde das Nachbargrundstück Kurfürstendamm 206/207 erworben. So wurde die Gesellschaft Gesamtbesitzerin des großen, zusammenhängenden Grundstücksblocks Kurfürstendamm 206, 207, 208 und 209 sowie Lietzenburger Straße 8a. Hier befanden sich das "Theater am Kurfürstendamm", die "Telos-Verkehrsgesellschaft", die "Rumpelmeyer-Konditorei", ein großer Neubau mit Läden, Büros und dem Theater "Die Komödie".

Geschichte:

Julius Stinde in seinem Roman "Die Familie Buchholz - aus dem Leben der Hauptstadt", 1885:
"Es läßt sich ja leider nicht leugnen, daß der Kurfürstendamm dort, wo die Häuser aufhören, ziemlich versandet ist und sein Staub eine ganz besondere Flugkraft entwickelt...
Wie lange wird es dauern, bis der Kurfürstendamm ganz bebaut ist? Dann erstreckt Berlin sich bis an den Grunewald, der Zoologische Garten liegt mitten in der Stadt, der Halensee stellt dann dasselbe vor, was jetzt der Goldfischteich ist und der Grunewald selbst wird zum Tiergarten"

Nur der Berliner Teil des Kurfürstendamms, der heute Budapester Straße heißt, war zu diesem Zeitpunkt bebaut. Ansonsten gab es weit zurückgesetzte, einzelne Villen, eine Baumschule, weite Felder und Wiesen, Spargelbeete in Halensee.

Im Jahre 1888 ließ sich der Kaufmann Hugo Raussendorff eine große Villa und ein Stallgebäude auf seinem Grundstück am Kurfürstendamm 206/207 (damals noch Hausnummer 92) zwischen Uhlandstraße und Knesebeckstraße durch den Architekten Hans Grisebach errichten.

Die "Villa Raussendorff", ein aufwendiger, schloßartiger Bau in Form deutscher Renaissance, lag auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks, mitten in einem großen Park. "Ein Eckthürmchen in der Hauptfront, ein massiger Thurm an der entsprechenden hinteren Ecke, stattlicher Giebelschmuck und das nöthige Beiwerk von Portalen und Hallen vereinigten sich zu einem reich bewegten Ganzen von fesselndem Eindruck, das noch gewinnen wird, wenn seine Umgebung erst endgültig Gestalt gewonnen haben werden." (Deutsche Bauzeitung, 1891)

Hugo Raussendorff starb im Jahre 1908. Er hatte Haus und Grundstück der Stadt Charlottenburg zum Zwecke einer wohltätigen Stiftung vermacht. Im Jahre 1911 zeigte die japanische Botschaft Interesse an der Villa, sagte aber schließlich doch wieder ab, weil "die Lage, zwischen Uhland- und Knesebeckstraße, zu weit von der Gegend entfernt sei, in der sie eigentlich suchte". In dem Garten wurde später eine Gaststätte und seit 1913 ein Garten-Kinomatographen-Theater eröffnet. 1922 bis 1924 baute Oskar Kaufmann hier für Max Reinhardt die "Komödie".



Die Villa Raussendorff wurde im
zweiten Weltkrieg zerstört,
die Ruine Anfang der fünfziger Jahre abgetragen.

Unmittelbar neben der Raussendorffschen Villa, am Kurfürstendamm 208/209 (damals Nr. 92) lag seit Mitte der achtziger Jahre die "Villa Hirschwald" "auf einem etwa 4 Morgen grossen Grundstück, dessen prächtiger, innerhalb weniger Jahre aus dem Nichts geschaffener Parkbestand die landläufige Meinung von der Unfruchtbarkeit des Berlin umgebenden Geländes einigermassen Lügen straft. Auf dem vorderen Theile des Grundstücks, zunächst der Strasse, ist ein seitlich durch Pergolen abgeschlossener Vorhof gebildet, an dem das Stallgebäude, das Pförtnerhaus usw. ihren Platz erhalten haben; im hinteren Theile ist ein Gewächshaus untergebracht. Die Villa selbst liegt in vornehmer Zurückgezogenheit, rings von Gartenanlagen umgeben, inmitten des Ganzen". (Deutsche Bauzeitung, 1891)

1890 war die Zeit der Villen am Kurfürstendamm vorbei. Die wenigen Villen, die hier entstanden waren, wurden entweder wieder abgerissen oder verschwanden hinter Wohnhäusern, die auf den großen Gartengrundstücken entstanden. Vor allem in den fünfzehn Jahren zwischen 1890 und 1905 wurde der größte Teil des Kurfürstendammes mit durchweg fünfgeschossigen Wohnhäusern bebaut. Bis zur Jahrhundertwende wurde die Bebauung bis zur Fasanenstraße weitergeführt, 1905 war man etwa an der Wilmersdorfer Straße angelangt. In die gerade fertiggestellten, noch feuchten Neubauwohnungen zogen häufig erst "Trockenmieter" ein, bevor dann die hochherrschaftlichen Bewohner von dem Besitz ergriffen, was für sie gebaut war.

Im Jahre 1905 zog die "Berliner Secession" von der Kantstraße an den Kurfürstendamm 208/209.
"Das neue Gebäude gehört der Gesellschaft mit beschränkter Haftung "Ausstellungshaus am Kurfürstendamm" und soll in Zukunft dazu dienen, die Vorführungen der Berliner Secession, deren altes Haus bereits vom Erdboden verschwunden ist, aufzunehmen. Der Erbauer ist Bruno Jautschus, ein junger Architekt aus der Schule des Berliner Baurats Ludwig Hoffmann. Er hat sich die Aufgabe, trotz eines wenig günstigen Terrains, ausgezeichnet gelöst. Das Haus liegt mitten zwischen den prunkenden Fassaden der endlosen Prachtstraße Kurfürstendamm; der Architekt hat es dieser Umgebung geschickt entrückt, indem er vor die Front einen von Arkaden umschlossenen Hof legte, den links ein für Restaurationszwecke vorgesehenes Gebäude begrenzt. Dem Eingang zu diesem Hof gegenüber liegt das im allerschlichtesten Barockstil gehaltene Ausstellungshaus. Es enthält, als Zentralanlage gedacht, acht mäßig große Säle, die symmetrisch einen sehr großen Mittelraum umschließen. Dieser Raum und die vier Ecksäle sind annähernd quadratisch mit abgestumpften Ecken, die anderen Säle ablong. Die Wände sind teils mit Stoffen in gebrochenen Farben bekleidet, teils weiß gehalten und ganz vorzüglich beleuchtet. Den Boden decken schwarze Kokosmatten. Man hat den Eindruck, daß hier mit den einfachsten Mitteln etwas Ausgezeichnetes, in seiner Art Mustergültiges von dem Architekten geleistet worden ist". (Rosenhagen 1904/05)

Der Haupteingang vom Kurfürstendamm her war in einer geschwungenen Barockform als Mittelrisalit betont und trug auf dem flachen Dach steinerne Vasen. Im Obergeschoß befand sich ein Restaurant-Café - zunächst "Café Kutschera", später "Café Rumpelmayer".

Um während der Wintermonate in den Ausstellungsräumen Theatervorstellungen veranstalten zu können, wurde 1907/1908 ein einfaches Theater eingebaut. Dieses Theater wurde im großen Saal untergebracht und war denkbar schlicht gehalten. Die Bühne bestand aus einem Podium mit Vorhang. 1921 wurde das Secessionsgebäude nach Plänen von Oskar Kaufmann in ein Theater umgebaut und am 08.10.1921 als "Theater am Kurfürstendamm" mit "Ingeborg" von Kurt Götz (später Curt Goetz). Natürlich wollte man sich mit der Namensgebung den guten Ruf des Kurfürstendamms zunutze machen und spekulierte auf ein gehobenes Boulevard-Theater-Publikum. Herbert Ihering, ein engagierter Theaterkritiker und Dramaturg, nannte es "das Hoftheater der Revolutionsgewinnler". Das Haus wurde im Jahre 1928 abgebrochen und nach zwei Jahren als "Theater am Kurfürstendamm" neu errichtet.

Unter Max Reinhardts Regie stand auch die benachbarte "Komödie", Kurfürstendamm 206/207, die am 01.11.1924 mit Goldonis "Diener zweier Herrn" eröffnet wurde. Oskar Kaufmann war der wichtigste Berliner Repräsentant des modernen Theaterbaus der zwanziger Jahre. Sein in rokokohaftem, leichten Stil gebautes Haus der Komödie wurde von der zeitgenössischen Architekturkritik begeistert aufgenommen.

Im Krieg wurden die beiden Theater ziemlich stark zerstört. In der "Kömödie" begannen jedoch sofort nach dem Kriegsende die Aufräumungsarbeiten und der Wiederaufbau unter der Leitung des Architekten Demmer. Am 26. März 1946 nahm das Theater mit "Kapale und Liebe" seinen Spielbetrieb wieder auf. Ein Jahr später, am 17. Dezember 1947 eröffnete der unmittelbare Nachbar der "Komödie", das "Theater am Kurfürstendamm" mit dem "Sommernachtstraum" von Shakespeare seine Tore.

Quelle: "Der Kurfürstendamm" von Karl-Heinz Metzger und Ulrich Dunker, herausgegeben vom Bezirksamt Wilmersdorf von Berlin

In den Jahren 1971 bis 1974 entstand auf dem Areal von inzwischen rd. 20.000 m² der Gebäudekomplex "Ku-Damm-Karree" - Architektin: Sigrid Kressmann-Zschach.

Bei dem Ku-Damm-Karree handelt es sich um eine ausgedehnte Ladenpassage mit zwei Theatern (wieder Komödie und Theater am Kurfürstendamm) sowie einem Hochhaus mit Büros und einem Parkhaus. Das Objekt wurde in den Jahren 1994/1995 umfassend modernisiert und aufgestockt. Die Fassade wurde vollständig erneuert.
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